Missbrauch: Wieder Schlagzeilen über rückfälligen Priester

In Fulda beraten die deutschen Bischöfe über Zahlungen für Opfer sexuellen Missbrauchs - da gibt es wieder Schlagzeilen zu einem besonders prominenten Fall. Denn ein heute 72-jähriger Serientäter bleibt weiterhin Priester.
Prälat Lorenz Wolf.
Bild: David-Wolfgang Ebener
von Agentur DPAProfil

Der Missbrauchsskandal um einen mehrfach versetzten und rückfällig gewordenen katholischen Priester in Oberbayern macht wieder Schlagzeilen. Wie Prälat Lorenz Wolf, Kirchenrichter des Erzbistums München und Freising und Leiter des katholischen Büros in Bayern, am Dienstag bestätigte, verhängte er schon vor einigen Jahren im Rahmen eines sogenannten Verwaltungsdekrets unter anderem eine Geldstrafe von drei Monatsgehältern gegen den Mann. Er darf sich außerdem neben der Kürzung der Pension nicht mehr Pfarrer im Ruhestand nennen und keinerlei priesterliche Funktionen ausüben - er bleibt aber Priester. Zuvor hatte die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ/Dienstagsausgabe) darüber berichtet. Das Dekret stammt aus dem Jahr 2016.

„Die Beurteilung der Aktenlage gibt nicht mehr her“, sagte Wolf am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Dass der Fall mit einem Verwaltungsdekret und nicht im Rahmen der kirchlichen Strafgerichtsbarkeit aufgearbeitet wurde, sei eine Anordnung aus Rom gewesen. „Verwaltungsdekret heißt Beurteilung auf Aktenlage und die Akten waren unvollständig“, sagte Wolf. „Ich durfte nicht ermitteln oder jemanden befragen.“

Zur Kritik daran, dass der Serientäter noch immer Priester ist, sagte Wolf: „Auch ein aus dem Klerikerstand entlassener Priester bleibt ein geweihter Priester, da die Weihe nicht rückgängig gemacht werden kann. Wenn ich einer Taube die Flügel zusammenbinde, kann sie zwar nicht mehr fliegen, aber sie bleibt eine Taube.“

Der Fall hatte vor zehn Jahren erstmals Schlagzeilen gemacht und gilt als symbolisch für vieles, was in der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche falsch gelaufen ist. Ein heute 72 Jahre alter Priester war, nachdem er sich im Ruhrgebiet an Kindern vergangen hatte, von Essen nach Bayern versetzt worden, wo er im Erzbistum München und Freising eine Therapie machen sollte. Die Versetzung fällt in die Zeit, in der Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., dort Erzbischof war.

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